2024 Werksbesuch bei MV Agusta (IT)

Datum: Kurz vor Weihnachten 2023 / Betriebsausflug II

Ort: Schiranna, Lago di Varese (IT)

Teilnehmer: Otto, Stefan, Urs und Urs 

Diesmal ging es nicht mit dem Betrieb auf Reisen sondern auf eine Reise zu einem Betrieb. Die Idee war schon einige Jahre alt. Otto hatte sich auf der Motorradausstellung EICMA in Mailand auf den  ersten Blick verliebt, nein, nicht in die junge Dame auf dem Motorrad, sondern in das Motorrad, die MV Agusta Superveloce 800. Die Fabrik ist ja gar nicht so weit weg von uns, da wollen wir uns mal umschauen!

Epedemien, Umbaumaßnahem etc. – immer wieder „scusi“ – leider nicht möglich. Giorgio Sarti steckt gerade tief in der Geschichte der Meccanica Verghera, sein vierbändiges Opus geht bald in Produktion, er stellte den direkten Kontakt kurzfristig her. Also trafen wir uns am 15. Dezember um 11.30 Uhr am Werkstor in Schiranna.

Das Fabrikgelände direkt am Ufer des Lago di Varese ist ebenso malerisch angeordnet wie historisch. Giulio Macchi begann 1912 in Varese Flugzeuge zu bauen. Das Unternehmen wuchs ständig und als
Flugboote sowie Wasserflugzeuge entwickelt wurden, siedelte man sich direkt am See mit Fabrikhallen und einem Hangar für die Endmontage an. Vom Hangar aus wurden die fertigen Flugzeuge auf einem Transportgestell kaum hundert Meter geschoben um dann vom Wasser aus starten zu können. Neue Produkte folgten nach 1945, zuerst ein Dreirad-Lieferwagen und schließlich ab 1951 Motorräder unter der Markenbezeichnung Aermacchi. Flugzeuge wurden in den anderen Werken produziert, heute ist dieser Unternehmenszweig Teil des italienischen Luftfahrtkonzerns Leonardo, von dem übrigens weiterhin Agusta-Helikopter geliefert werden.

Von Aeronautica Macchi übernahm HarleyDavidson 1960 einen 50%igen Anteil der Motorradsparte um in den USA in den Klassen 50 bis 250 ccm auf dem Markt teilhaben zu können. 1972 kaufte der AMF- Konzern, dem mittlerweile die amerikanische Traditionsmarke gehörte, Werk und Produktion in Schiranna komplett. Sechs Jahre später gaben die US-Boys auf, ein Metallwarenhersteller aus Varese sprang ein. Aus Aermacchi wurde Cagiva und Claudio Castiglioni der neue Hausherr. Er feierte schnell Erfolge mit der neuen italienischen Motorradmarke,
verleibte sich in der Folgezeit Husqvarna, Morini und Ducati (1985-1998) ein.

Zwanzig Jahre nach der Einstellung der Motorradproduktion in Cascina Costa di Samarate präsentierte Claudio Castiglioni 1997 mit seiner MV Agusta F4 die Wiedergeburt der Marke, die er vom Helikopter Hersteller Agusta übernommen hatte. Als Meccanica Verghera 1945 gegründet, zog die Marke jetzt vom Gemeindegebiet Gallarate wenige Kilometer nach Norden in die Gemeinde Varese um. Nach den letzten Zweitakt Cagiva 125 und den 1000ern mit Suzuki-V-Zweizylindern vor einigen Jahren, dienen die historischen Aermacchi-Werksanlagen nun einzig der MV Agusta Produktion. Wenige Tage vor unserem Besuch wurde ein zweites Fließband fertiggestellt, womit jetzt Modelle mit Dreizylinder oder Vierzylinder getrennt montiert werden.

Wir durften alle Stationen des Werks besichtigen, vom Wareneingang von Zulieferern samt Qualitätskontrollen über die Motorenmontage, Prüfstandslauf der Motoren, Baugruppen-Vormontage, Fließband,
Einfahrphase auf elektronisch gesteuerten Rollen-Prüfständen bis hin zu Verpackung und Versand. Marketingchef Filippo Bassoli sprach offen über die Zukunft mit KTM, die neben den bereits angekündigten Einkaufs-Synergien vor allem zu einem leistungsfähigen Vertriebsnetz mit weltweit 200 Vertragshändlern bis Jahresmitte 2024 führen wird.
Konzernchef Stefan Pierer hat sein großes Interesse an der legendären italienischen Marke bekräftigt, der unabhängig von einer Übernahme der Mehrheit im Frühjahr 2026 zu einem kräftigen Schub zur besseren Ausnutzung ihres Potentials verholfen werden soll. Derzeit hält Timur Sardarov noch 74,9% an MV Agusta, er musste sich eingestehen, dass eine exklusive Jahresproduktion von 5000 Motorrädern mit ständigen Neuheiten und Sondermodellen einfach nicht wirtschaftlich sein kann. Mit funktionierenden weltweiten Geschäftsabläufen – vor allem auch in den USA – ist nunmehr von 15’000 MV Agusta-Motorrädern pro Jahr die Rede.

In den Gängen und unter den Vordächern in Schiranna stapeln sich die Versandkisten mit neuen Motorrädern, die Sonderserie der Superveloce 800 in der Farbe des Spitzenrotweins Sassicaia zum  75jährigen Jubiläum der ersten MV 98 mit 315 Exemplaren steht ebenfalls schon bereit. Dieser folgt dann die LXP Orioli, das erste Adventurebike von MV Agusta in einer ersten Serie von 500 Exemplaren

Mal sehen, ob wir wieder mal nach Schiranna kommen und für eine Probefahrt zum Museo Agusta in Cascina Costa auf die neuen Modelle steigen dürfen…  (Text Stefan K.– Danke Stefan)

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